Samstag, 5. November 2011

Wieviel und was sollte eine Katze trinken?

Da die Vorfahren der Hauskatzen in der Wüste lebten, kommen auch unsere Stubentiger mit relativ wenig Flüssigkeit zurecht. Der Tierarzt David Chamberlain schreibt in einem Artikel („Geliebte Katze“ Nr. 9/2011- „Trinkt Ihre Katze genug?“) zu dem Thema, daß eine Durchschnitts-Katze etwa 60 ml Flüssigkeit pro Kilogramm Körpergewicht über Harn, Kot, Schweiß und die Atmung abgibt. Diese Menge muß sie über das Trinken wieder ersetzen.


Wieviel Flüssigkeit benötigt eine Katze am Tag?

Chamberlain errechnet für eine gesunde ausgewachsene Katze mit fünf Kilogramm Gewicht einen täglichen Flüssigkeitsbedarf von etwa 300 ml. Diesen deckt eine Freigänger-Katze, die Mäuse fangen kann, weitgehend über das Futter. Beutetiere bestehen zu einem großen Teil aus Wasser. So kann es sein, daß eine fleißige Jägerin fast ihren gesamten Flüssigkeitsbedarf über das Futter aufnehmen kann und kaum etwas zusätzlich trinken muß. Wenn es im Sommer sehr heiß ist, hat aber auch eine Katze einen höheren Flüssigkeitsbedarf als sonst. Sie kann zwar nur wenig schwitzen, kühlt sich aber durch intensives Lecken ihres Fells ab und verbraucht dadurch viel Körperflüssigkeit.

Hat eine Katze anhaltenden Durchfall oder erbricht sie wiederholt, verliert sie mehr Wasser, als sie durch Trinken wieder auffüllen könnte. Dies kann im schlimmsten Fall zur Austrocknung und damit in einen lebensbedrohlichen Zustand führen. Bei Katzenkindern geschieht dies noch schneller als bei erwachsenen Tieren.

Auch wenn Katzen eher dazu neigen, zu wenig als zu viel zu trinken, kann es passieren, daß ein Stubentiger ständig am Wassernapf hängt. Der Grund dafür sollte von einem Tierarzt abgeklärt werden. Denn das übermäßige Trinken kann durch eine Erkrankung wie beispielsweise Diabetes oder Nierenprobleme ausgelöst worden sein.


Die nötige Trinkmenge einer Katze hängt von der Ernährung ab

Bei Wohnungskatzen, die komplett vom Menschen ernährt werden, sieht dies anders aus. Je nach Futterart muß das Tier etwas trinken, um auf die benötigte Flüssigkeitsmenge zu kommen. Naßfutter enthält etwa 75 % Wasser, Trockenfutter nur etwa 10 %. Das bedeutet, daß eine Katze, die 300 Gramm Naßfutter pro Tag frißt, bereits drei Viertel ihres Tagesbedarfs an Flüssigkeit gedeckt hat. Bekommt eine Katze dagegen 80 Gramm Trockenfutter, nimmt sie damit nur jämmerliche 8 Milliliter Wasser zu sich. Sie muß also noch 292 Milliliter trinken – wenn das keine Zumutung für Mieze ist...

Chamberlain bringt in seinem Artikel noch weitere interessante Zahlen. So soll eine Katze mit jedem Zungenschlag nur etwa 0,1 Milliliter Wasser aufnehmen können. Das bedeutet, daß eine Katze, die ausschließlich mit Trockenfutter ernährt wird, sich die Mühe machen muß, ihre Zunge täglich 2920 mal in einen Wassernapf einzutauchen! Welche (gesunde) Katze läßt sich dazu herab??

Während Hunde zum Trinken ihre Zunge wie einen Löffel formen, tauchen Katzen ihre Zunge einfach in das Naß ein. Beim Zurückziehen in den Mund bleibt an der rauen Oberfläche etwas Wasser hängen, das in der Mundhöhle geparkt wird. Erst wenn sich dort genug Flüssigkeit angesammelt hat, wird diese abgeschluckt.


Katzen brauchen Milch – stimmt das?

Immer noch sehr verbreitet ist die Annahme, daß Milch das beste Getränk für eine Katze sei. Für Kitten ist das so. Sie werden mit der Muttermilch mit allem versorgt, was sie für ihr Gedeihen brauchen. Ausgewachsene Tiere jedoch vertragen Milch nicht mehr, da sie die enthaltene Laktose nicht mehr verdauen können. Die Folge ist, daß die Katze Durchfall bekommt, der zu einem lebensgefährlichen Flüssigkeitsverlust führen kann. Es gibt zwar Miezen, die ihr Leben lang Milch bekommen und diese auch vertragen. Meist handelt es sich dabei um Bauernhofkatzen, die das von ihrer Kittenzeit an so gewöhnt sind. Manchmal glaubt der Besitzer jedoch auch nur, daß seine Minitiger die Milch problemlos verdauen können. In Wirklichkeit weiß er von dem Durchfall nur nichts, weil es sich bei diesen Tieren um Freigänger handelt, die ihre Hinterlassenschaften draußen vergraben.

Neben der schwierigen Verdaubarkeit hat Milch auch noch den Nachteil, daß sie sehr kalorienreich ist. Wer seiner Katze trotzdem gern hin und wieder etwas von dem weißen Saft gönnen möchte, kann ihr laktosefreie Spezialmilch geben. Als Leckerei, die dann auch bei der Futtermenge mitberechnet wird. Sie können das Getränk auch mit etwas Wasser verdünnen und so ein wenig weniger gehaltvoll machen. Denn eines steht ganz außer Frage: Katzen lieben Milch!


Was sollten Katzen trinken?

Das beste Getränk, das Sie Ihrer Katze anbieten können, ist Wasser. Auch in freier Wildbahn trinken Katzen aus Pfützen oder flachen Tümpeln, die nicht einmal besonders sauberes Wasser enthalten müssen. Zu Hause sollte jeder Mieze ein Napf mit sauberem zimmerwarmem, gern auch etwas abgestandenem Wasser angeboten werden. Das Getränk wird alle ein bis zwei Tage erneuert und der Behälter regelmäßig gereinigt, damit sich darin keine Mikroorganismen ansiedeln. Achten Sie bitte darauf, daß keine Reste von Spülmittel in dem Gefäß zurückbleiben.

Der ideale Trinknapf

Da Katzen von ihrer Natur her grundsätzlich niemals am selben Ort fressen und trinken, sollte der Wassernapf immer ein Stück vom Futter entfernt stehen. Daß auch das Katzenklo nicht in der Nähe stehen darf, ist selbstverständlich.

Gut ist es, einer Mieze mehrere Trinkgefäße an verschiedenen Stellen zur Verfügung zu stellen. Freilebende Katzen bedienen sich auch an unterschiedlichen Wasserstellen, die gerade ihren Weg kreuzen. Da die Tiere sowieso erhöhte Plätze mögen, weil sie sich dort sicher fühlen und einen guten Überblick über die Umgebung haben, trinken viele Katzen auch lieber aus Näpfen, die etwas erhöht stehen, als aus solchen am Boden.

Auch die Form und das Material, aus dem das Trinkgefäß beschaffen ist, spielt für manche Katzen eine große Rolle. Am Besten testen Sie aus, ob Ihr Liebling mit dem Standard-Plastiknapf zufrieden ist, oder ob er eher einen aus Edelstahl oder Keramik mag. Vielleicht muß es aber auch ein großes Trinkglas sein.


Meine Katze trinkt zu wenig, was kann ich tun?

Manchmal ist es für unsere Minitiger einfach zu langweilig, Wasser aus einem herumstehenden Napf zu schlabbern. Bewegt es sich, wird die Sache schon viel interessanter. Im Fachhandel gibt es deshalb ganz unterschiedliche Wasserspender und Trinkbrunnen zu kaufen, die mäkelige Trinkerinnen spielerisch zu einer besseren Flüssigkeitsversorgung verführen. Zimmerbrunnen, die nur mit destilliertem Wasser betrieben werden können, sind nicht als Trinkquelle geeignet.

Interessanter als der schnöde Wassernapf ist auch ein tropfender Wasserhahn. Manche Katzen lieben es, in den feinen Wasserstrahl hinein zu tatzeln, mit den Tropfen zu spielen und sie dabei auch aufzulecken. Allerdings ist dies keine dauerhafte Lösung, denn es kann ganz schön ins Geld gehen, ständig einen Wasserhahn laufen zu lassen. Wer mag, kann auch versuchen, ein Bällchen oder anderes Spielzeug in einer Wasserschüssel schwimmen zu lassen. Auch das kann das Interesse einer Katze an dem Naß wecken und sie zum Trinken verleiten.

Bekommt eine Mieze überwiegend oder ausschließlich Trockenfutter, trinkt aber nicht genügend, können Sie die Kroketten mit einer Sprühflasche ein wenig anfeuchten oder sie ganz aufweichen. Auch einen Klecks Naturjoghurt können Sie auf das Trockenfutter geben, um die Mahlzeit etwas flüssigkeitslastiger zu machen. Wie immer bei einer Kostveränderung sollten Sie auch hier in kleinen Schritten vorangehen. Wenn Ihre Katze gestern noch ganz trockene Brocken bekommen hat, und heute dasselbe Futter matschig aufgeweicht zu sich nehmen soll, kann es passieren, daß sie es von nun an ablehnt.

Manchmal kann es auch sein, daß Katzen eine Schüssel Wasser als geschmackloses Futter ansehen und deshalb nur wenig Interesse daran finden. Gerade, wenn es sich um ältere Tiere handelt, deren Geruchs- und Geschmackssinn wie auch das Durstgefühl schon etwas nachgelassen haben, kann es sinnvoll sein, das Wasser mit Geschmack anzureichern. Dafür eignet sich ungesalzene Fleisch- oder Fischbrühe. In Maßen kann auch ein Schuß laktosefreie Katzenmilch oder Sahne das Wasser akzeptabler machen.

Katze trinkt aus Teller
Katze Elli trinkt


Eine kleine Anekdote aus meiner eigenen Erfahrung mit dem Thema Katzen und Trinken

Meine Katze Elli war schon immer eine sehr sparsame Trinkerin. Als nun vor einigen Jahren nach einer OP der Kostaufbau anstand, und ich versuchte, sie zum Trinken zu animieren, verweigerte sie mir dies standhaft. Immer wieder versuchte ich, ihr die Wasserschüssel schmackhaft zu machen. Ich bot ihr den Napf an und redete ihr gut zu. Aber was ich auch tat, sie verschmähte das Getränk. Mit der Zeit wurde ich immer verzweifelter, denn ich wußte ja, daß sie die Flüssigkeit dringend brauchte. Schließlich tunkte ich einen Finger in die Wasserschale und ließ Elli den Tropfen, der am Finger hängen blieb, ablecken. Das ging. Und für meine Elli hätte ich diese Sisyphos-Arbeit auch die ganze Nacht lang so fortgeführt. Aber mir war ebenfalls klar, daß ich auf diese Weise auch nicht genug Wasser in meine Katze hineinbekommen konnte. Da fiel mir ein, daß ich laktosefreie Flüssigsahne zu Hause hatte. Und mein Schleckermaul liebt Sahne über alles. Aber konnten wir so den Kostaufbau beginnen? Mit Sahne? Ich riskierte es und verdünnte die Sahne mit viel Wasser. Das Ganze wärmte ich auch ein wenig auf, um es bekömmlicher zu machen. Und siehe da, es klappte! Meine Elli schlabberte das weiß gefärbte Getränk genüßlich auf, und hat es auch gut vertragen. Von den Nachwirkungen der OP hat sie sich schnell erholt, alles ging gut. Aber trinken tut sie nach wie vor nur soviel, wie unbedingt nötig ist.



Quellen
Geliebte Katze“ Nr. 9/2011- Artikel von David Chamberlain: „Trinkt Ihre Katze genug?“
„Katzen füttern“ von Anna Laukner, Ulmer Verlag
„Katzenkrankheiten“ von Anette Huhn, Ulmer Verlag
„Was Katzen wirklich wollen“ von Dr. Mircea Pfleiderer und Birgit Rödder, GU-Verlag
„Das große GU Praxishandbuch Katzen“ von Gerd Ludwig, GU-Verlag
„Meine Katze – alles Wissenswerte rund um die geliebten Samtpfoten“ von Graham Meadows & Elsa Flint, Edition XXL-Verlag

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